Klimalexikon #,B Batagaika-Krater

Batagaika-Krater

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Der Batagaika-Krater, auch bekannt als „Megaslump“ oder das „Tor zur Unterwelt“, befindet sich in Sibirien im Osten Russlands und ist ein faszinierendes, aber zugleich beunruhigendes Naturphänomen. Der Krater ist eine riesige, sich stetig vergrößernde Einbruchstelle im Boden, die durch das Abtauen des dortigen Permafrostesentstanden ist. Zurzeit hat der Krater einen Durchmesser von ca. einem Kilometer und eine Tiefe von ungefähr 55 Metern. [1] Der Batagaika-Krater ist damit der größte Permafrost-Krater der Welt. Jedes Jahr dehnt er sich weiter aus. Forscherinnen und Forscher vermuten außerdem, dass sich die Ausweitung des Batagaika-Kraters durch die Erderwärmung verschnellern wird und das Schmelzen des Permafrostes selbst katastrophale Auswirkungen auf die Erderwärmung hat. [2]  

Der Batagaika-Krater als Screenshot von Google Earth.
Der Batagaika-Krater in Sacha Russland. Aufgenommen von Google Earth.

Entstehung des Batagaika- Kraters

In den 1960er Jahren führte die Abholzung in der Region zur Freilegung des Bodens, was eine wichtige Schutzschicht entfernte. Ohne diese schützende Vegetation war der Boden der direkten Sonneneinstrahlung und den damit verbundenen Erwärmungseffekten ausgesetzt. [3] Gleichzeitig sorgt der Klimawandel für steigende Temperaturen, besonders in den arktischen und subarktischen Regionen wie Sibirien. Diese höheren Temperaturen führen dazu, dass der Permafrost – eine dauerhaft gefrorene Bodenschicht – zu schmelzen beginnt. [4]

Durch das Schmelzen des Permafrostes verliert der Boden an Volumen und Stabilität. Der Boden senkt sich und bildet einen Krater. Die Wände des Kraters stürzen ein und vergrößern den Krater weiter. [5] [6]

Auswirkungen des schmelzenden Permafrostes

Der Permafrost enthält große Mengen an organischem Material, Pflanzen und Tiere, das seit Jahrtausenden im Eis eingeschlossen ist. Sobald der Permafrost auftaut, beginnen Bakterien das Material zu zersetzen. Dieser Zersetzungsprozess setzt Kohlendioxid und Methan frei, zwei potente Treibhausgase, die zur weiteren Erwärmung der Erdatmosphäre beitragen. [7]

Der Batagaika Krater ist ein besonders anschauliches Beispiel für diesen Prozess. Durch das Schmelzen des Permafrostes verliert der Boden an Volumen und Dichte, was dazu führt, dass er absinkt und ein Krater entsteht. Mit jedem Jahr taut mehr Permafrost auf und der Krater vergrößert sich weiter. [8]

Klimawandel – der Teufelskreis mit dem Tor zur Unterwelt

Der Batagaika Krater zeigt, wie der Klimawandel einen gefährlichen Teufelskreis antreiben kann. Der Prozess läuft folgendermaßen ab: [9]

  1. Erwärmung der Atmosphäre: Der Klimawandel führt zu steigenden Temperaturen.

  2. Schmelzen des Permafrostes: Höhere Temperaturen lassen den Permafrost tauen.

  3. Freisetzung von Treibhausgasen: Das im Permafrost eingeschlossene organische Material zersetzt sich und setzt Kohlendioxid und Methan frei.

  4. Verstärkung des Treibhauseffekts: Diese Gase tragen zur weiteren Erwärmung der Atmosphäre bei.

  5. Weitere Erwärmung und Schmelzen: Dieser Prozess verstärkt sich selbst und führt zu noch mehr Erwärmung und Schmelzen von Permafrostböden.

Jährlich entweichen aus dem Batagaika-Krater ungefähr 5000 Tonnen CO2. Die Klimakrise beschleunigt sich durch den Auftau-Prozess quasi selbst.

Kippunkte/Tipping-Points

Der Batagaika Krater ist ein Beispiel für sogenannte Kipppunkte oder „Tipping Points“ im Klimasystem. Kipppunkte sind kritische Schwellen, bei deren Überschreiten kleine Veränderungen in den Umweltbedingungen zu drastischen und oft irreversiblen Veränderungen in Ökosystemen und Klimaprozessen führen können. Wenn ein Kipppunkt erreicht wird, kann es zu einer Kettenreaktion kommen, die den Klimawandel erheblich beschleunigt. Beim Permafrost bedeutet dies, dass ab einem bestimmten Maß an Erwärmung das Auftauen so intensiv wird, dass die Freisetzung von Treibhausgasen stark zunimmt, was wiederum die Erwärmung weiter verstärkt. Solche Prozesse sind schwer vorherzusagen und zu kontrollieren und machen deutlich, wie fragil und dynamisch das Klimasystem der Erde ist. [10]

von Victoria Juen

[1] Vgl. Kizyakov et al. (2023): Landforms and degradation pattern of the Batagay thaw slump, Northeastern Siberia. In: Geomorphology, 420, 108501. URL: https://doi.org/10.1016/j.geomorph.2022.108501 [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

[2] Vgl. Paleja, A. (2024): Gateway to Hell: Siberian sinkhole grows 35 million cubic feet yearly. In: Interesting Engineering. URL: https://interestingengineering.com/science/batagaika-crater-siberia-sinkhole [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

[3] Vgl. Murton, J. et al. (2023): Batagay megaslump: A review of the permafrost deposits, Quaternary environmental history, and recent development, In: Permafrost and Periglacial Processes, 34(3). Seite 399–416. 

[4] Vgl. Kroll, E. (2024): Batagaika-Krater: Das „Tor zur Hölle“ stößt die Pforte immer weiter auf! In: TAG24. URL: https://www.tag24.de/thema/kurioses/das-tor-zur-hoelle-batagaika-krater-in-sibirien-waechst-rasant-3212130 [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. Nace, T. (2017): Siberia’s „Doorway To The Underworld“ Is Rapidly Growing In Size, In: Forbes. URL: https://www.forbes.com/sites/trevornace/2017/02/28/siberias-doorway-underworld-rapidly-growing-size/ [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

[7] Futurezone (2024): „Tor zur Unterwelt“ in Sibirien öffnet sich immer schneller. URL: https://futurezone.at/science/tor-unterwelt-sibirien-batagaika-krater-groesser-waechst-permafrost-methan-klimawandel-russland/402900182 [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

[8] Vgl. Thermokarst. (o. D.): URL: https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/thermokarst/16574 [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

[9] Vgl. Schmitt, A. (2023): Permafrostkrater in Russland: Hier öffnet sich das »Tor zur Unterwelt«, In: Der Spiegel. URL: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/permafrost-in-russland-boden-im-batagaika-krater-taut-weiter-auf-und-verstaerkt-klimakrise-a-52d17591-d581-4b19-a829-7b71f6f936ea [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

[10] Vgl. Futurezone (2024): „Tor zur Unterwelt“ in Sibirien öffnet sich immer schneller. URL:https://futurezone.at/science/tor-unterwelt-sibirien-batagaika-krater-groesser-waechst-permafrost-methan-klimawandel-russland/402900182 [Zugriffsdatum: 14.06.2024]

Kizyakov, A. I., et al. (2023): Landforms and degradation pattern of the Batagay thaw slump, Northeastern Siberia. In: Geomorphology, 420, 108501. URL:  https://doi.org/10.1016/j.geomorph.2022.108501 (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

Kroll, E. (2024): Batagaika-Krater: Das „Tor zur Hölle“ stößt die Pforte immer weiter auf! In: TAG24. URL: https://www.tag24.de/thema/kurioses/das-tor-zur-hoelle-batagaika-krater-in-sibirien-waechst-rasant-3212130 (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

Murton, J. et al. (2023): Batagay megaslump: A review of the permafrost deposits, Quaternary environmental history, and recent development. In: Permafrost and Periglacial Processes, 34(3), 399–416. URL: https://doi.org/10.1002/ppp.2194 (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

Nace, T. (2017): Siberia’s „Doorway To The Underworld“ Is Rapidly Growing In Size. In: Forbes. URL: https://www.forbes.com/sites/trevornace/2017/02/28/siberias-doorway-underworld-rapidly-growing-size/ (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

Paleja, A. (2024): Gateway to Hell: Siberian sinkhole grows 35 million cubic feet yearly. In: Interesting Engineering. URL: https://interestingengineering.com/science/batagaika-crater-siberia-sinkhole (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

Schmitt, A. (2023): Permafrostkrater in Russland: Hier öffnet sich das »Tor zur Unterwelt«. In: Der Spiegel. URL: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/permafrost-in-russland-boden-im-batagaika-krater-taut-weiter-auf-und-verstaerkt-klimakrise-a-52d17591-d581-4b19-a829-7b71f6f936ea (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

Thermokarst. (o. D.): URL:  https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/thermokarst/16574 (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

Futurezone (2024): „Tor zur Unterwelt“ in Sibirien öffnet sich immer schneller. URL: https://futurezone.at/science/tor-unterwelt-sibirien-batagaika-krater-groesser-waechst-permafrost-methan-klimawandel-russland/402900182 (Zugriffsdatum: 14.06.2024)

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