Die Kreislaufwirtschaft, auch als Circular Economy bekannt, ist ein wirtschaftliches Konzept, das darauf abzielt, Abfälle und Umweltverschmutzung durch einen geschlossenen Kreislauf der Ressourcennutzung zu minimieren. Sie soll eine Alternative zur linearen Wegwerfwirtschaft bieten. In der Wegwerfwirtschaft werden Ressourcen aus der Natur geholt, verarbeitet, verwendet und dann weggeschmissen. In der Kreislaufwirtschaft hingegen sollen die Rohstoffe so lange wie möglich im Wirtschaftssystem bleiben. So soll Abfall vermieden und Rohstoffverwendung verringert werden. [1] [2]
Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft beruht auf drei Hauptprinzipien: [3]
Reduzieren:
Ressourcenverbrauch minimieren: Unternehmen und Verbraucher werden ermutigt, ihren Materialverbrauch zu reduzieren, indem sie effizientere Produktionsmethoden und nachhaltigere Produkte wählen.
Abfall vermeiden: Durch intelligentes Design und bessere Planung kann die Entstehung von Abfall schon im Vorfeld reduziert werden.
Wiederverwenden:
Produkte länger nutzen: Produkte werden so gestaltet, dass sie mehrfach verwendet werden können, was ihre Lebensdauer verlängert und den Bedarf an neuen Produkten reduziert.
Reparatur und Aufbereitung: Anstatt Produkte wegzuwerfen, werden sie repariert oder aufbereitet und dann wiederverwendet.
Recyceln:
Materialien zurückgewinnen: Nach der Nutzung werden Materialien aus Produkten zurückgewonnen und in den Produktionsprozess zurückgeführt.
Ressourcenschonung: Durch Recycling wird der Bedarf an neuen Rohstoffen verringert, was die Umweltbelastung reduziert.
Politische Ziele der Kreislaufwirtschaft
Österreichs Kreislaufwirtschaftsstrategie, veröffentlicht vom Bundesministerium für Klimaschutz, unterteilt die Ziele der Kreislaufwirtschaftsstrategie in folgende Kategorien: Intelligente Nutzung und Herstellung von Produkten und Infrastruktur, Verlängerte Lebensdauer von Produkten, Komponenten und Infrastruktur, sowie Wiederverwerten von Materialien. [4]
Mit der Veränderung der Wirtschaft von einer linearen Wegwerfwirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft erhofft sich das Europäische Parlament eine Verbesserung des Umweltschutzes durch geringeren Ressourcenverbrauch und weniger Emissionen, die Abhängigkeit Europas von Rohstoffen zu reduzieren, Arbeitsplätze zu schaffen und Kosten für Verbraucherinnen und Verbraucher zu senken. [5]
Die Grenzen der Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft scheint ein vielversprechender Ansatz für den Umbau der Wirtschaft hin zu einer nachhaltigen Zukunft zu sein. Es gibt jedoch einige Hürden und Kritikpunkte, die es zu berücksichtigen gilt. [6] [7] [8]
Technische Umsetzbarkeit
Die technische Umsetzbarkeit der Kreislaufwirtschaft steht häufig im Mittelpunkt der Kritik. Insbesondere die Energieintensität der Aufbereitungs- und Wiederverwertungsprozesse ist hierbei zentral. Es benötigt oft hoch technologisierte Verfahren, um Stoffe für die Weiterverwendung voneinander zu trennen und dann weiterzuverarbeiten.Energieverbrauch für die Aufbereitung und Wiederverwertung
Obwohl Recycling und Wiederverwendung grundsätzlich zu Einsparungen bei Rohstoffen führen, ist der Energieverbrauch für die Aufbereitung und Verarbeitung von recycelten Materialien nicht zu vernachlässigen. Die Notwendigkeit, Materialien zu sortieren, zu reinigen und zu verarbeiten, kann zu einem höheren Energiebedarf führen, was die ökologischen Vorteile der Kreislaufwirtschaft teilweise ausgleichen könnte.Grenzen für Materialrecycling
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Grenzen des Materialrecyclings. Obwohl Recycling eine wichtige Rolle in der Kreislaufwirtschaft spielt, gibt es praktische Herausforderungen. Die Qualität und Reinheit der zurückgewonnenen Materialien ist manchmal um vieles geringer, was ihre Wiederverwendung begrenzt. Manche Materialien verlieren durch das Recycling viel ihrer eigentlichen Eigenschaften und können deswegen nur ein paar Mal wiederverwendet werden.Rebound-Effekte
Die Kreislaufwirtschaft könnte auch zu sogenannten Rebound-Effekten führen, bei denen Effizienzgewinne dazu führen, dass insgesamt mehr Ressourcen verbraucht werden. Das könnte sogar zu einem erhöhten Konsum führen, der die ursprünglich angestrebten Einsparungen bei Ressourcen zunichtemacht. [9]Eine wachsende Wirtschaft braucht einen wachsenden Kreislauf
Eine Kreislaufwirtschaft kann nie zu 100% zirkulär sein. Die Materialverluste im Recycling und die notwendige Energiezufuhr für das Wiederverwenden zwingen selbst die beste Kreislaufwirtschaft dazu, Ressourcen abzubauen und Energie zuzuführen. Bei einer stetig wachsenden Wirtschaft führt das am Ende wieder zu wachsendem Verbrauch.
Fazit
Die Kreislaufwirtschaft bietet einige tolle Ansatzpunkte, um den Ressourcenverbrauch unserer Wirtschaft zu senken. Dennoch ist die Kreislaufwirtschaft kein Allheilmittel. Sie stellt zwar eine vielversprechende Alternative zur linearen Wegwerfwirtschaft dar, doch es gibt technische und praktische Grenzen, die ihre Umsetzung und Effektivität einschränken können. Daher bleibt es wichtig, die Kreislaufwirtschaft als einen Teil einer umfassenderen Strategie für nachhaltige Entwicklung zu betrachten, die auch andere Maßnahmen zur Ressourcenschonung und Umweltentlastung umfasst.
von Victoria Juen
[1] Vgl. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovtion und Technologie. (2022): Kreislaufwirtschafts-Strategie. URL: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/abfall/Kreislaufwirtschaft/strategie.html [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[2] Vgl. Europäisches Parlament. (2023): Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile. In: Themen | Europäisches Parlament. URL: https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[3] Vgl. WWF Österreich (o.D.): Kreislaufwirtschaft. URL: https://www.wwf.at/wirtschaft/unternehmenskooperationen/schwerpunkte-kreislaufwirtschaft/ [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[4] Vgl. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovtion und Technologie. (2022): Kreislaufwirtschafts-Strategie. URL: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/abfall/Kreislaufwirtschaft/strategie.html [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[5] Vgl. Europäisches Parlament. (2023): Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile. In: Themen | Europäisches Parlament. URL: https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[6] Vgl. Corvellec et al. (2022): Critiques of the circular economy. In: Journal of Industrial Ecology, 26(2), 421–432. URL: https://doi.org/10.1111/jiec.13187 [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[7] Vgl. Hutsteiner (2017): „Gut, aber nicht genug“. In: science.ORF.at. URL: https://science.orf.at/v2/stories/2835556/ [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[8] Vgl. Pichler (2021): Kreislaufwirtschaft ist kein Allheilmittel. In: Pressetext. URL: https://www.pressetext.com/news/20211004001 [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
[9] Vgl. Zink & Geyer (2017): Circular Economy Rebound. In: Journal of Industrial Ecology, 21(3), 593–602. URL: https://doi.org/10.1111/jiec.12545 [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovtion und Technologie. (2022): Kreislaufwirtschafts-Strategie. URL: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/abfall/Kreislaufwirtschaft/strategie.html [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
Corvellec et al. (2022): Critiques of the circular economy. In: Journal of Industrial Ecology, 26(2), 421–432. URL: https://doi.org/10.1111/jiec.13187 [Zugriffsdatum: 17.07.2024]
Europäisches Parlament. (2023): Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile. In: Themen | Europäisches Parlament. URL: https://www.europarl.europa.eu/topics/de/article/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
Hutsteiner (2017): „Gut, aber nicht genug“. In: science.ORF.at. URL: https://science.orf.at/v2/stories/2835556/ [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
Pichler (2021): Kreislaufwirtschaft ist kein Allheilmittel. In: Pressetext. URL: https://www.pressetext.com/news/20211004001 [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
WWF Österreich (o.D.): Kreislaufwirtschaft. URL: https://www.wwf.at/wirtschaft/unternehmenskooperationen/schwerpunkte-kreislaufwirtschaft/ [Zugriffsdatum: 10.07.2024]
Zink & Geyer (2017): Circular Economy Rebound. In: Journal of Industrial Ecology, 21(3), 593–602. URL: https://doi.org/10.1111/jiec.12545 [Zugriffsdatum: 10.07.2024]