Wofür steht der Earth Overshoot Day (Welterschöpfungstag)?
Der Earth Overshoot Day – oder Welterschöpfungstag – fiel 2023 auf den 27. Juli: Ab diesem Tag verbrauchen wir mehr natürliche Ressourcen als nachwachsen können. In dem Jahr liegt der Tag früher als je zuvor.
Die Grundlage ist unser ökologischer Fußabdruck. Wie viel Fläche brauchen wir, um all unsere Bedürfnisse zu decken? Wann ist der Zeitpunkt gekommen, an dem wir bereits alle Ressourcen verbraucht haben, die für das ganze Jahr reichen sollten? [1]
Earth Overshoot Day: Jahr für Jahr früher
Seit 1961 ist der Earth Overshoot Day immer früher im Jahr eingetreten. War er 1970 noch im Dezember, lag er im Jahr 2019 schon im Juli. Unser Planet war also bereits im Juli „erschöpft“ – so früh wie noch nie. Auch 2023 ist der Earth Overshoot Day wieder einen Tag nach vorne gerückt.
Die einzige Ausnahme war das Jahr 2020, als der Erdüberlastungstag erst auf den 22. August fiel. Dies war laut Global Footprint Network eine direkte Folge der weltweiten Corona-Pandemie. Der Effekt war allerdings nur kurzfristig – schon im Jahr 2021 hatte der Earth Overshoot Day wieder das Niveau von 2019 erreicht. [2]
Earth Overshoot Day 2023: Ab 27. Juli machen wir Schulden bei der Erde
Der Kampagnentag soll uns bewusst machen: Ab dem Earth Overshoot Day machen wir „Schulden“ im Sinne der Nachhaltigkeit. Denn wir verbrauchen mehr, als weltweit nachwachsen kann.
Übertragen auf das Berufsleben würde das bedeuten: Am Earth Overshoot Day haben wir unser gesamtes Jahresgehalt ausgegeben – auch den Teil, den wir noch gar nicht verdient haben. [3]
Der Earth Overshoot Day ist schon wieder früher
Vor vierzig Jahren, im Jahr 1981 fiel der Erdüberlastungstag noch auf den 11. November, zehn Jahre später, 1991, auf den 9. Oktober. 2001 war er bereits auf den 21. September vorgerückt und vor zehn Jahren auf den 3. August. 2019 fiel er erstmalig schon auf den 29. Juli – ein trauriger Rekord. Die zwischenzeitliche Verschiebung des Earth Overshoot Day nach hinten auf den 22. August im Jahr 2020 bleibt aktuell (pandemiebedingt) eine Ausnahme. 2023 ist der Earth Overshoot Day so früh wie nie zuvor.
Wir leben auf Pump
Am Earth Overshoot Day wurden weltweit alle nachhaltigen Ressourcen verbraucht, die das Ökosystem der Erde innerhalb eines ganzen Jahres herstellen kann. Wir leben sozusagen auf Pump, die Erde ist am Limit. So, wie wir heute leben, bräuchten wir nicht nur eine Erde, sondern 1,75 Erden. Würden alle Menschen so leben wie in Deutschland, bräuchten wir sogar drei ganze Erden, um unseren Ressourcenverbrauch zu decken.
Der Welterschöpfungstag soll uns bewusst machen, dass wir ab diesem Tag mehr Ressourcen verbrauchen, als wir haben. Übertragen wir diesen Tag auf unser Berufsleben, haben wir am Earth Overshoot Day bereits unser gesamtes Jahresgehalt ausgegeben – auch den Teil, den wir noch nicht verdient haben. [4]
Earth Overshoot Day: So wird er berechnet
Basis der Berechnung: Die Biokapazität der Erde (Die Fähigkeit der Erde, die vom Menschen verbrauchten Ressourcen zu erneuern und Schadstoffe, wie z.B. Treibhausgase abzubauen)
Die Biokapazität stellt man dem globalen ökologischen Fußabdruck gegenüber. Dieser misst, wie viele natürliche Ressourcen die Menschheit verbraucht.
Ist der Verbrauch der Ressourcen größer als der Nachschub, spricht man vom „Overshoot“ – der ökologischen Verschuldung. Den Faktor legt man auf die Skala eines Jahres an.
Vereinfacht lautet die Formel: Biokapazität der Erde / Bioverbrauch der Erde * 365 Tage.
Bei der Berechnung des Earth Overshoot Day spielt die Größe eines Landes eine entscheidende Rolle. Je kleiner eine Industrienation, desto weniger eigene, nachwachsende Ressourcen kann sie erzeugen und umgekehrt.
Welterschöpfungstag: unsere Welt am Limit
“There is no planet B” – diesen Satz kennen wir alle. Von Plakaten, T-Shirts, aus den Medien. Vor allem bei Demonstrationen gegen Klimawandel und Erdüberlastung taucht er auf.
Wir nehmen zu viel von unserem Planeten. Mehr als vorhanden ist und nachwachsen kann. Wir beuten ihn aus. Immer schneller. Zu hoch ist unser Rohstoff-Verbrauch. Unser Fleisch- und Fischkonsum. Wasserverschmutzung, Abholzung, Produktion von Kohlenstoffdioxid – das alles ist zu viel. Wir erschöpfen die Reserven unserer Erde – mit einer Geschwindigkeit, bei der die Erde nicht mithalten kann. [5]
Earth Overshoot Day: Folgen für die ärmsten Länder am größten
Wassermangel, Dürre, Artensterben, Plagen, die Vernichtung von Ökosystemen – die Folgen sind vielfältig und zerstörerisch. Der Klimawandel bedroht uns und unsere Lebensräume. [6] Die Verantwortung für die Ausbeutung unserer Erde tragen wir alle. Vor allem in den Industrienationen des Globalen Nordens verbrauchen wir zu viel – mit den Folgen müssen aber vor allem die ärmsten Länder im Globalen Süden leben. [7] Länder, denen es ohnehin schon an vielem fehlt. Der Klimawandel ist weltweit eine zentrale Ursache für Armut und Hunger. [8]
Die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks durch die Corona-Krise ist weit entfernt von den Veränderungen, die erforderlich wären, um ein ökologisches Gleichgewicht herzustellen. Denn dieser Rückgang des Ressourcenverbrauchs war nur vorübergehend. Um unseren massiven Verbrauch an Ressourcen zu decken, bräuchten wir fast einen zweiten Planeten.
von Edith Kast
[1] Vgl. Welthungerhilfe. (o.D.): Auf großem Fuß: Was ist der ökologische Fußabdruck? URL: https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/was-ist-der-oekologische-fussabdruck/ [letzter Zugriff: 15.04.2023]
[2] Vgl. Welthungerhilfe. (o.D.): Corona: Nothilfe für die Ärmsten. URL: https://www.welthungerhilfe.de/corona-spenden [letzter Zugriff: 15.04.2023]
[3] Vgl. Utopia. (o.D.): Die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Wirtschaft und Soziales. URL: https://utopia.de/ratgeber/drei-saeulen-der-nachhaltigkeit-modell-erklaert_121310/ [letzter Zugriff: 15.04.2023]
[4] Vgl. Welthungerhilfe. (o.D.): Earth Overshoot Day – eine Erde reicht nicht. URL: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/earth-overshoot-day-welthungerhilfe [letzter Zugriff: 15.04.2023]
[5] Vgl. Utopia. (01.08.2023): Earth Overshoot Day 2023 später als zuvor: ein gutes Zeichen? URL: https://utopia.de/ratgeber/earth-overshoot-day_26314/ [letzter Zugriff: 15.04.2023]
[6] Vgl. Welthungerhilfe. (o.D.): Dürre: Trockene Böden führen zu Hunger und Konflikten. URL: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/duerre-trockene-boeden-fuehren-zu-hunger-und-konflikten [letzter Zugriff: 15.04.2023]
[7] Vgl. Welthungerhilfe. (o.D.): Globaler Süden. URL: https://www.welthungerhilfe.de/glossar/begriff/globaler-sueden [letzter Zugriff: 15.04.2023]
[8] Vgl. Welthungerhilfe. (o.D.): Hunger. URL: https://www.welthungerhilfe.de/hunger [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Utopia. (o.D.): Die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Wirtschaft und Soziales. URL: https://utopia.de/ratgeber/drei-saeulen-der-nachhaltigkeit-modell-erklaert_121310/ [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Utopia. (01.08.2023): Earth Overshoot Day 2023 später als zuvor: ein gutes Zeichen? URL: https://utopia.de/ratgeber/earth-overshoot-day_26314/ [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Welthungerhilfe. (o.D.): Auf großem Fuß: Was ist der ökologische Fußabdruck? URL: https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/was-ist-der-oekologische-fussabdruck/ [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Welthungerhilfe. (o.D.): Corona: Nothilfe für die Ärmsten. URL: https://www.welthungerhilfe.de/corona-spenden [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Welthungerhilfe. (o.D.): Dürre: Trockene Böden führen zu Hunger und Konflikten. URL: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/duerre-trockene-boeden-fuehren-zu-hunger-und-konflikten [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Welthungerhilfe. (o.D.): Earth Overshoot Day – eine Erde reicht nicht. URL: https://www.welthungerhilfe.de/informieren/themen/klimawandel/earth-overshoot-day-welthungerhilfe [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Welthungerhilfe. (o.D.): Globaler Süden. URL: https://www.welthungerhilfe.de/glossar/begriff/globaler-sueden [letzter Zugriff: 15.04.2023]
Welthungerhilfe. (o.D.): Hunger. URL: https://www.welthungerhilfe.de/hunger [letzter Zugriff: 15.04.2023]