Klimalexikon #,N Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit post thumbnail image

Nachhaltigkeit

Der Begriff der Nachhaltigkeit geht auf den Freiberger Oberberghauptmann Carl von Carlowitz (1645–1714) und die Waldwirtschaft zurück. [1] Carlowitz zufolge sollte in einem Wald nur so viel abgeholzt werden, wie sich binnen gewisser Zeit auf natürliche Weise regenerieren konnte. Die Rede war von einer „klugen Art der Waldbewirtschaftung“ und „einer beständigen und nachhaltenden Nutzung des Waldes“.[2] Das Prinzip Nachhaltigkeit sollte also sicherstellen, dass ein regeneratives, natürliches System in seinen wesentlichen Eigenschaften dauerhaft erhalten bleibt. Damit war der Grundstein zum Verständnis von Nachhaltigkeit als ressourcenökonomisches Prinzip gelegt.

Ursprung der Definition Nachhaltigkeit

Die Definition, die bis heute am weitesten verbreitet und anerkannt ist und somit als klassische Definition von Nachhaltigkeit gelten kann, hat ihren Ursprung im sogenannten Brundtland-Bericht von 1987, der erstmals formaljuristisch festschrieb: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, daß künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können.“[3] Inhaltlich ist bei dieser Definition der Aspekt der globalen räumlichen wie zeitlichen Gerechtigkeit maßgebend. Es sollte eine gerechtere Verteilung von Wachstum und Wohlstand zwischen Nord und Süd angestrebt werden, denn die Kluft zwischen den Wohlstandsbäuchen der reichen Länder des Nordens und den sogenannten Hungerbäuchen der armen des Südens wurde immer evidenter. Überhaupt ist es die Nord-Süd-Kluft beziehungsweise die Kluft von Verursacher- und Betroffenenländern, die am häufigsten in der Nachhaltigkeitsdiskussion ausgeblendet wird. Sie wird oft mittels der Gleichung 80:20 beschrieben: Demzufolge verursachen 20 Prozent der Weltbevölkerung die globalen Umweltschäden, während die 80 Prozent unverschuldet die Folgen zu tragen haben.[4]

Nachhaltigkeit in Österreich

Seit 2010 verfügt Österreich über eine von den Ländern und vom Bund gemeinsam getragene Nachhaltigkeitsstrategie (ÖSTRAT).

Die ÖSTRAT war als Ergänzung zu Nachhaltigkeits-Aktivitäten gemeint, die vom Bund, von einzelnen Ressorts oder von einzelnen Bundesländern gesetzt werden. In ihr werden die zu erwartenden Herausforderungen, die wesentlichen Handlungsfelder und prioritäre Zukunftsthemen definiert. Sie  dient für den Bund und die Länder als gemeinsamer Orientierungs- und Umsetzungsrahmen auf dem Weg zu einem Nachhaltigen Österreich. Nachhaltige Entwicklung wird in der ÖSTRAT als ein integrativer, moderner gesellschaftlicher Prozess gesehen.

Zentrale Herausforderungen 

  • Naturräumliche und ökologische Lebensgrundlagen bewahren

  • Prävention und Bekämpfung von Armut, individuellen Wohlstand und die Attraktivität Österreichs als Wirtschaftsstandort sicherstellen

  • Die Globalisierung umwelt- und sozialverträglich gestalten

  • Die Beschäftigungsziele erreichen

  • Ein hohes Niveau an sozialer Sicherheit und gesellschaftlichem sowie sozialem Zusammenhalt gewährleisten

  • Den demographischen Trends mit adäquaten Maßnahmen begegnen

  • Die Gender Mainstreaming-Strategie in allen Themenfeldern umsetzen

Erfolgreiche Initiativen sind zum Beispiel „Green Events“, „Aktionstage Nachhaltigkeit“, „Bewusst kaufen“, „Wachstum im Wandel“ oder das „Agenda 21-Netzwerk“.

von Edith Kast

[1] Vgl. Ulrich Grober, Die Entdeckung der Nachhaltigkeit. Kulturgeschichte eines Begriffes, München 2010. Siehe hierzu auch den Beitrag von Frank Uekötter in dieser Ausgabe (Anm. d. Red.).

[2] Hans Carl von Carlowitz/Joachim Hamberger (Hrsg.), Sylvicultura oeconomica oder Haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur Wilden Baum-Zucht, München 2013, S. 87, S. 105.

[3] Volker Hauff (Hrsg.), Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, Greven 1987, S. 46.

[4] Vgl. Felix Ekardt, Das Prinzip Nachhaltigkeit. München 2005.

Bundeszentrale für politische Bildung (o.D.): Nachhaltigkeit. In Kurz & Knapp – das Politlexikon. URL: https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/296446/nachhaltigkeit/, Zugriff: 27.03.2023

Umweltmission. Umwelt, Klima, Nachhaltigkeit (o.D.): Was ist Nachhaltigkeit? Definition und Bedeutung. URL: https://umweltmission.de/wissen/nachhaltigkeit/, Zugriff: 27.03.2023

Schulz, Sven Christian (1. August 2023): Die drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Wirtschaft und Soziales. In Utopia. URL https://utopia.de/ratgeber/drei-saeulen-der-nachhaltigkeit-modell/, Zugriff: 27.03.2023

Kurwan, Jenny & Tönnjes, Annika (28.02.2023): Energiesektor als Schlüssel zur Klimaneutralität. URL: https://www.bpb.de/themen/klimawandel/dossier-klimawandel/509873/energiesektor-als-schluessel-zur-klimaneutralitaet/, Zugriff: 27.03.2023

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (o.D.): Österreichische Strategie Nachhaltige Entwicklung (ÖSTRAT). URL:  https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/nachhaltigkeit/strategien/oestrat.html, Zugriff: 27.03.2023

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Related Post

Beitragsbild zum Begriff „Weltklimarat". Im Weltklimarat (IPCC) arbeiten Experten zusammen, um mit fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen die Regierungen bei klimapolitischen Entscheidungen zu unterstützen.

WeltklimaratWeltklimarat

“There is a rapidly closing window of opportunity to secure a liveable and sustainable future for all“. Zu Deutsch: “Das Zeitfenster, in dem wir eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für

Beitragsbild zum Thema „Zero Waste - Leben ohne Müll"

Zero WasteZero Waste

Wofür steht Zero Waste? Zero Waste meint die Vermeidung von Müll. Wortwörtlich übersetzt lautet die Definition: Null Müll. Das Ziel besteht darin, keinen Müll zu produzieren. Zero Waste verlangt gemäß