Kreuzfahrtschiff

Einleitung

Ein Kreuzfahrtschiff ist ein großes Passagierschiff, das für Vergnügungsreisen genutzt wird und dabei verschiedene Reiseziele anfährt. Es ist wie eine schwimmende Stadt und bietet Unterkünfte, Verpflegung und Freizeitaktivitäten an Bord. Angesichts ihres Komforts und ihrer Beliebtheit ist allerdings hervorzuheben, dass eine Kreuzfahrt eine der umweltschädlichsten Formen des Tourismus und eine wesentliche Ursache für Luft-, Wasser- und Umweltverschmutzung ist, die empfindliche Lebensräume und die menschliche Gesundheit beeinträchtigt. [1]

Luftverschmutzung

Kreuzfahrtschiffe nutzen meist Schweröl als Treibstoff, das beim Verbrennen große Mengen an Schadstoffen freisetzt. Durchschnittlich werden bei einer Kreuzfahrt pro Tag 150 Tonnen Schweröl verbrannt. [2] Zu den wichtigsten Schadstoffemissionen gehören Schwefeloxide (SOx), Stickoxide (NOx), Kohlenstoffdioxid (CO2) und Feinstaub. Diese Schadstoffe tragen zur Luftverschmutzung bei, die sowohl die menschliche Gesundheit (z.B. Atemprobleme) als auch die Umwelt (z.B. Versauerung von Böden und Gewässern) schädigt. Laut Angaben der Naturschutzorganisation NABU liegt der tägliche Ausstoß eines modernen Kreuzfahrtschiffs bei 5250 kg Stickoxide und 450 kg Rußpartikel. Allein die Kreuzfahrtschiffe der Reederei Carnival haben im Jahr 2017 beispielsweise fast zehnmal so viel Schwefeloxide entlang der Küsten Europas ausgestoßen wie alle Autos in Europa zusammen. [3]

Die Treibhausgasemissionen von Kreuzfahrtschiffen, insbesondere Kohlendioxid (CO2), tragen zum Klimawandel bei. Kreuzfahrtschiffe haben zwar mit rund 0,6 Prozent einen geringen Anteil an der zivilen Schifffahrt, jedoch verursachen Kreuzfahrten deutlich höhere CO2-Emissionen als Fracht- oder Containerschiffe. [4] So entstehen beispielsweise bei einer einwöchigen Kreuzfahrt in einer Standardkabine auf einem Schiff von 500 bis 1000 Gästen pro Person etwa 2,4 Tonnen CO2. Die CO2-Bilanz von internationalen Flug- und Schiffsverkehr halten sich zwar insgesamt die Waage, dennoch fällt die Klimabilanz von Kreuzfahrten vor allem aufgrund der schädlichen Stickoxid- und Schwefelemissionen eindeutig schlechter aus. [5] 

Wasserverschmutzung

Kreuzfahrtschiffe produzieren große Mengen an Abwasser und Müll. Abwasser stammt aus Toiletten, Duschen, Küchen und Wäschereien. Wenn dieses Abwasser nicht ordnungsgemäß behandelt wird, wird es oft ins Meer geleitet und kann dort die Wasserqualität beeinträchtigen sowie Meereslebewesen gefährden. Lecks von Öl und Treibstoff können ebenfalls schwere Umweltschäden verursachen. Solche Lecks verschmutzen das Meerwasser und bedrohen die marine Flora und Fauna. [6]

Lärmverschmutzung

Die Motoren und Maschinen an Bord von Kreuzfahrtschiffen erzeugen erheblichen Lärm, der sich unter Wasser weit ausbreitet. Dieser Lärm kann Meeresbewohner wie Wale und Delfine stören, die auf akustische Signale angewiesen sind, um zu kommunizieren, Nahrung zu finden und sich zu orientieren. [7]

Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastung

• Nutzung “sauberer” Treibstoffe wie zum Beispiel Flüssigerdgas (LNG). LNG hat eine etwa 25% bessere Klimabilanz als herkömmliche Schiffskraftstoffe. Eine Umrüstung auf LNG kann zudem später durch klimaneutrales, synthetisch erzeugtes Gas oder Biogas ersetzt werden. Umweltanalysten sind allerdings besorgt, da LNG hauptsächlich aus Methan besteht, einem starken Gas, das mit der Zeit sogar mehr Wärme in der Atmosphäre speichert als CO2. [8]

• Ausstattung mit Abgasfilter und Abgasreinigungssystemen (Scrubber). Diese Systeme entfernen Schadstoffe aus den Abgasen, bevor sie in die Atmosphäre gelangen. Der Ausstoß von Schwefel kann dabei um fast 100%, der von Stickoxid um 75% und der von Rußpartikeln um 60% gesenkt werden. [9]

• Verbesserte Abwasserbehandlungssysteme, die sicherstellen, dass das Abwasser gereinigt wird, bevor es ins Meer geleitet wird. Diese Systeme reduzieren die Verschmutzung und schützen die Meeresumwelt. Zudem gibt es die Möglichkeit, alle Abwässer an Bord aufzubereiten und Verunreinigungen aus dem Wasser zu entfernen. Mehr als 93% des Frischwassers sollen dadurch an Bord erzeugt werden können. [10]

• Maßnahmen zur Müllvermeidung und Recycling, um die Menge an produziertem Müll zu reduzieren. Weniger Einwegplastik und mehr Wiederverwertung tragen zur Verminderung der Müllbelastung bei. Die Reederei Royal Caribbean hat auf ihrem neuesten Kreuzfahrtschiff ein einzigartiges Abfallmanagementsystem installiert, das Müll in Energie umwandelt. Die Technologie verwandelt Abfälle in Pellets, die erhitzt werden, um mit der dadurch erzeugten Dampfenergie den Wasserpark anzutreiben. Das System produziert auch Biokohle als Dünger. Allerdings erzeugt es nicht wirklich viel Energie für das Schiff. [11]

Klimaziele der “grünen” Kreuzfahrten

Laut Umweltbundesamt und der Naturschutzorganisation NABU gibt es viele mögliche Ansätze, welche langfristig zu einer Verringerung bzw. Vermeidung von Schadstoffausstößen bei Kreuzfahrtschiffen führen sollen. Durch den Einsatz sauberer Technologien und die Implementierung umweltfreundlicher Praktiken können die negativen Auswirkungen verringert werden. Kreuzfahrt-Reedereien veröffentlichen vermehrt Klimaschutz-Ziele, welche die Ökobilanz des Schiffahrts-Tourismus verbessern sollen. Die Reederei AIDA beispielsweise plant eine “emissionsneutrale Kreuzfahrt” bis 2040 mit dem ersten emissionsfreien Schiff bis 2030. [12]

Die Ergebnisse des Kreuzfahrt-Rankings 2022 der Naturschutzorganisation NABU, welches auf Klima- und Umweltschutzmaßnahmen abzielte, zeigen jedoch, dass die Unternehmen bisher leider vor allem schöne Worte und Ankündigungen machen, jedoch kaum konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Situation umgesetzt haben. [13] Auch das Unternehmen Atmosfair, das bis 2019 ein CO2 Kompensationsprogramm für Kreuzfahrten angeboten hat, stellte fest, dass die Reedereien viel zu wenig unternehmen, um ihre Umwelt- und Klimaauswirkungen tatsächlich zu reduzieren. Stattdessen wird hier sehr viel Greenwashing betrieben. [14]

Fazit

Kreuzfahrtschiffe bieten viele Annehmlichkeiten und unvergessliche Reiseerlebnisse, haben aber auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Es ist wichtig, dass sowohl die Kreuzfahrtindustrie als auch die Reisenden Verantwortung übernehmen, um die Umwelt zu schützen und nachhaltigere Reiseoptionen zu fördern. Generell ist zu sagen, dass der Bau solch riesiger Schiffe den langfristigen Zielen der Kreuzfahrtindustrie in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz zuwiderläuft. [15]

„Wenn man wirklich an Nachhaltigkeit und nicht an den Gewinn denken würde, würde man kein Kreuzfahrtschiff mit einer Kapazität von fast 10.000 Personen bauen.“ 

– Marcie Keever, Direktorin des Oceans and Vessels Program bei der Umweltorganisation Friends of the Earth [16]

Good To Know

Die Schifffahrtsbranche wurde im Pariser Klimaabkommen von 2016 nicht berücksichtigt. Angesichts der Tatsache, dass die Maßnahmen zur Reduktion von CO2- und Stickoxidemissionen bis 2050 weltweit umgesetzt werden sollen, könnte der Anteil der Schifffahrt an den Gesamtemissionen bis dahin auf bis zu 17 Prozent steigen. [17]